Position Bündnis 90/Die Grünen Grefrath zum SchuldnerAtlas 2014

Der SchuldnerAtlas misst seit mehr als 10 Jahren die Schuldnerquoten* in Deutschland. Er ermöglicht es sozioökonomische Problemzonen zu erkennen und zeigt Mittel und Maßnahmen auf, um Menschen aus der „Schuldenfalle“ zu befreien. Somit dient er als ideales Hilfsmittel um konkrete Handlungsempfehlungen für die politischen Akteure bereitzustellen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die Überschuldungssituation der Verbraucher in Deutschland trotz positiver Konjunkturdaten spürbar verschlechtert hat. Es gelten ca. 3,36 Millionen Haushalte in Deutschland als überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört. Im Bezug auf NRW ist feststellbar, dass der westliche Bereich Deutschlands (Postleitzahlen-Zone 4 und 5) im Mehrjahresvergleich die stärkste Zunahme der Schuldnerquote aufweist. Die Schuldnerquote des Kreises Viersen ist zwar auf 10,3 leicht gesunken, liegt aber unverändert über dem Deutschlandwert.

Bei der Betrachtung der Ursachen der gestiegenen Schuldenlast in Deutschland lassen sich einige Trends erkennen. Die Erfüllung von Konsum- und Anschaffungswünschen mit Hilfe von Konsumkrediten spielt hierbei die zentrale Rolle. „2013 hatten die deutschen Verbraucher so viel konsumiert wie noch nie“. Der „Statuskonsum“ ist hier hervorzuheben. Insbesondere das Milieu der Prekären, versucht oft, durch kreditfinanzierten Konsum soziale Benachteiligungen zu kompensieren und somit Anschluss an die gesellschaftliche Mitte zu halten.

Ein weiterer Problembereich zeigt sich in der älteren Bevölkerungsgruppe. Hier ist Überschuldung auch zunehmend ein Thema. Zwischen 2005 und Ende 2013 stieg der Anteil der auf Grundsicherung angewiesen Rentner um rund 46 Prozent auf 499.000. Dies macht auch deutlich, warum Personen der Altersgruppe der über 65-Jährigen zunehmend geringfügig entlohnte Beschäftigungen ausführen. „Es kann davon ausgegangen werden, dass der weitaus überwiegende Teil der Menschen in diesem Alter nicht zum Spaß und Zeitvertreib nach Erreichen des Rentenalters weiter arbeitet, sondern aus purer finanzieller Notwendigkeit.“ Diese „Einkommensarmut“ aufgrund prekärer Beschäftigungsverhältnisse, ist einer der großen sechs Hauptüberschuldungsauslöser.

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Eine weitere Problemlage ergibt sich durch die „Erosion der Mittelschicht“ und die Einkommenspolarisierung in Deutschland. Einer Studie des DIW zur Folge ist in Deutschland eine „anhaltend hohe Vermögensungleichheit“ festzustellen. Nirgendwo in der EU ist das Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Da neben Reichtum selbstverständlich auch Armut vererbt wird, ist im Bericht die Rede von der generationsübergreifenden Überschuldung. Kinderarmut ist Realität, denn derzeit leben mehr als 1,6 Millionen Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV (15,7 Prozent). Die Gefahr ist dabei groß, dass diese Kinder dauerhaft hilfsbedürftig bleiben.

Auch der Anteil „energiearmer“ Haushalte ist gestiegen. Damit sind solche Haushalte gemeint, bei denen die Einkünfte nicht ausreichen, die aufgelaufenen Kosten für Strom und Heizung zu zahlen. Des Weiteren lässt sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel eine „Erosion der Sparkultur“ diagnostizieren, welche dazu führt, dass keine Rücklagen gebildet werden oder keine aktive Altersvorsorge stattfindett.

Fazit:

Wenn Überschuldung als ein sozioökonomischer Seismograf und sozialpolitischer Indikator zur Bewertung der Gesamtlage unserer Gesellschaft und der Verbrauchern eingestuft werden kann, dann wird deutlich, dass Handeln dringend geboten ist. Das Angebot zur Beratung insbesondere für sozial Schwache ist wichtiger denn je. Hierzu erinnern wir wieder einmal an unseren Antrag zur Einrichtung einer Sozialberatungsstelle aus dem Jahre 2012, der nie bearbeitet wurde. Es gilt präventiv möglichst frühzeitig ein adäquates Hilfsangebot anzubieten. Des Weiteren ist natürlich wichtig, Arbeitslosigkeit abzubauen. Leider hat unsere Gemeinde die höchste Jugendarbeitslosigkeit im gesamten Kreisgebiet. Als überaus wichtig werden im Bericht zur Lösung höhere und gezielte Bildungsinvestitionen angemahnt. An dieser Stelle sei uns der Verweis auf die Einführung der Gebühren für Geschwisterkinder in der OGS erlaubt. Die politischen Akteure müssen die Belange überschuldeter Personen erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten.

*„Anteil der Personen mit Negativmerkmalen im Verhältnis zu allen Personen ab 18 Jahren“

©je2014

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